Antonia Zennaro - Die verschwindende Meile
Die Reeperbahn war und ist Hamburgs Vergnügungsmeile Nummer 1. Sie ist weltweit bekannt und ihre Faszination noch immer ungebrochen. Der Kiez früherer Zeiten steht für die Romantik der Seefahrt und verrauchte Kneipen die niemals schließen, für dickbusige Frauen mit kleinen Hunden, Männer auf Stöckelschuhen, betrunkene oder verwahrloste Gestalten, für Jung und Alt im Rausch der Nacht. Der Wirtschaftsboom der 1960er und -70er Jahre spiegelte sich auch auf der Reeperbahn wider. Durch die Hände der Luden, Prostituierten, Puffmuttis, Barbesitzer und Hafenarbeiter flossen Tausende Deutsche Mark an einem Abend. Heute ist davon jedoch wenig übriggeblieben. In Armut und Einsamkeit sitzen die Überlebenden mit ihren Erinnerungen da, abseits von jeglichem Glamour und Berühmtheit.
Die Zeit verrinnt unaufhörlich, mit ihr verblassen die Spuren und doch hält man an dieser falschen Romantik fest. Schaut man genauer die Gesichter von damals an, entdeckt man die wahren Menschen hinter den Schatten der Vergangenheit, der Gewalt, der Exzesse aus Sex und Alkohol. Das Leben auf dem Kiez hat sie zu dem gemacht was sie heute sind.
Die Fotografin Antonia Zennaro möchte mit ihrer Fotoreihe „Die verschwindende Meile“ zeigen, was von den goldenen Zeiten auf dem Kiez übriggeblieben ist und wer hinter all diesen unglaublichen Geschichten steckt. Für das Reeperbahn Festival werden die Gesichter und Geschichten wieder sichtbar gemacht. Die Motive der Fotoreihe sind auf und um den Spielbudenplatz zu sehen und mit einem Code versehen, hinter dem sich nähere Informationen zu den Menschen und Legenden verbergen. So erfahrt ihr zum Beispiel, dass das Hotel Hong Kong das letzte Übrigbleibsel vom früheren China Town auf der Reeperbahn ist. In den Kellern der Talstrasse und der Schmuckstrasse lebten und arbeiteten hunderte von Chinesen und machten ihre Geschäfte. Oder, dass es in der Großen Freiheit in den 1950ern bis 60ern allein neun Sex-Kabarets gab sowie eine Arena, in der Mädchen auf Pferden auftraten. Es gibt viel zu (wieder)entdecken!
