Recomposed by Max Richter: Vivaldi, The Four Seasons (live)

Wenn ein Künstler sein Werk vollendet hat, übergibt er es der Öffentlichkeit, den Menschen. Die können es dann anschauen oder anhören. Sie können es aber auch als Baustein benutzen und daraus wiederum etwas Eigenes machen, es in ein anderes Licht rücken oder ganz neu inszenieren. Das funktioniert beim Theater ebenso wie beim Sampeln in der Popmusik. Aber es funktioniert auch in der Klassik! Und zwar bei Recomposed by Max Richter: Vivaldi, The Four Seasons. Richter gilt als einer der innovativsten neuen Komponisten überhaupt. Nachdem er Komposition und Piano studiert hatte, stürzte sich der in Deutschland geborene Brite in die kreative Arbeit - in den letzten 20 Jahren war er unermüdlich: Piano Circus, Ausflüge in Elektronika- und Ambient-Welten mit The Future Sound Of London, Musik für Ballettaufführungen, Filmmusik (u.a. für Waltz with Bashir), Produzententätigkeit (u.a. für Vashti Bunyan) und fünf Soloalben. Das neueste Projekt des Tausendsassa ist seine Vier Jahreszeiten-Version der Reihe Recomposed. Dafür arbeitet er mit dem Ausnahmegeiger Daniel Hope und dem hoch gelobten Berliner Dirigenten André de Ridder zusammen. Die Grenzen zwischen E- Musik (also ernster) und U-Musik (also Unterhaltungsmusik) sind in Großbritannien schon viel deutlicher gefallen als in Deutschland. Es ist dem Reeperbahn Festival daher eine Herzensangelegenheit, auch hierzulande das Trennende noch weiter zu verwischen. Denn die Art und Weise wie Richter an Vivaldis Klassiker herantritt, ist dem Komponieren eines Electrotracks sehr ähnlich: drei Viertel der Noten hat er herausgelassen, den Rest vollkommen neu zusammengesetzt und alles neu aufnehmen lassen. Große Kunstwerke - ganz anders. Und was heißt schon ernst, wenn es so unterhaltsam ist. Live werden diese Vier Jahreszeiten gewiss ein Highlight.